Sie häufen sich! In Arnsdorf, Rührsdorf und Rossatz gibt’s besonders viele Bio-Betriebe. Auf Lokalaugenschein bei den Winzern Martin Bergkirchner, Stefan und Markus Gallhofer.
Backpulver, Algen, Orangenöl-Extrakt. Nein, wir sind nicht in der Küche gelandet, sondern in jener Ecke der Wachau, in der besonders viele Bio-Betriebe zuhause sind. In Rossatz und Rührsdorf liegt ihr Anteil bei 63 Prozent, in Arnsdorf bei 56 Prozent – und damit weit über dem österreichischen Durchschnitt.
Auch an der linken Uferseite gibt’s in der Wachau Bio-Betriebe, aber eines fällt auf: am rechten Ufer sind es eindeutig mehr. Zwei davon sind das Weingut Martin Bergkirchner und das Weingut Gallhofer. Zwei Familien, zwei unterschiedliche Schwerpunkte – und trotzdem eine gemeinsame Sicht aufs Thema: „Am Ende des Tages geht es um deine Weingärten, um den Boden, den du bewirtschaftest“, erzählt Martin Bergkirchner. „Du kannst der beste Winemaker der Welt sein, ohne gesunde Weingärten kannst du keine großen Weine machen.“
„Das Wichtigste ist die Veränderung im Kopf.“ Stefan Gallhofer
„Ohne gesunde Weingärten kannst du keine großen Weine machen.“ Martin Bergkirchner
Beide Betriebe sind seit dem Jahrgang 2023 biologisch zertifiziert. „Die erste große Bio-Offensive startete bei uns schon in den Jahren 2020 und 2021. Da haben auch viele Nebenerwerbswinzer angefangen, umzustellen“, erzählt Markus Gallhofer. „Motor für diese Entwicklung war und ist die Domäne Wachau.“ Das größte Weingut der Wachau verarbeitet Trauben aus über 150 Hektar Bio-Weingärten.
Bei Martin Bergkirchner sind es rund sechs Hektar Weingärten, die er gemeinsam mit Vater Josef bewirtschaftet. Dieser forciert das Thema Bio ebenfalls seit vielen Jahren. Ein Teil ihrer Weine geht in die internationale Gastronomie, ein Teil seiner Trauben zur Domäne Wachau. Auch die Gallhofers liefern einen Teil ihrer Trauben dorthin. Ihre Weine vermarkten sie zu einem großen Teil direkt – über den Heurigen, Ab-Hof-Verkauf und Gästezimmer. „Dass unsere Betriebe breit aufgestellt sind, ist uns wichtig“, sind sich die drei einig. Deshalb produzieren sie auch Bio-Obst. Ein Nischenprodukt, das schnell Abnehmer findet, besonders bei der Wachauer Bio-Marille. „Da gibt es einfach nicht viele, die diese produzieren“, so Martin Bergkirchner.
Warum es gerade am rechten Ufer so viele Bio-Betriebe gibt? „Wir haben hier schon einen Vorteil, weil viele Weingärten maschinell gut zu bearbeiten sind. Das erleichtert den Pflanzenschutz“, findet Stefan Gallhofer. „Unsere Herausforderung ist dafür aber teilweise der höhere Pilzdruck, weil viele Lagen kühler sind“, ergänzt sein Bruder Markus. Also so einfach ist die Frage nicht zu beantworten. Da muss man auch auf die besondere Dynamik schauen, die manche Betriebe angestoßen haben, wie das Weingut Sigl oder die Weingärtnerei Frischengruber. Auch das älteste Weingut Österreichs, der Nikolaihof, befindet sich ums Eck in Mautern – heute arbeitet es biodynamisch und zeigt vor, dass auch große Betriebe so erfolgreich wirtschaften können. „Das Wichtigste ist die Veränderung im Kopf. Unser Vater hat den legendären Satz geprägt, dass man sich auf das kontrollierte Nichtstun einlassen muss“, so die Gallhofers.
Nach 36 Monaten biologischer Bewirtschaftung kann sich ein Betrieb zertifizieren lassen. „Ein bissl Bio gibt es nicht – und das ist auch gut so“, findet Martin Bergkirchner. „Das Bio-Label bietet damit eine klare Orientierung für Konsumentinnen und Konsumenten. Für immer mehr Menschen wird es wichtiger, wie der Wein produziert wird. Und damit auch für uns als Weingut, das exportieren will. In Skandinavien ist Bio nicht selten eine Voraussetzung.“
„Es ist gut, jemanden an der Hand zu haben, der Fragen rund um Bio beantwortet.“ Markus Gallhofer
Neben der Domäne Wachau sind es auch die Bio-Winzerinnen und -Winzer selbst, die ihr Wissen weitergeben. Zum Beispiel rund ums Thema Orangenöl-Extrakt, das die Wirkung von Kupfer im Weingarten optimiert, damit man nur minimale Mengen braucht. „Bio ist für viele Winzer noch eine Blackbox – deshalb ist es gut jemanden an der Hand zu haben, der Fragen beantworten kann. Uns rufen inzwischen immer wieder Kollegen an und wollen wissen, wie dies oder jenes bei der biologischen Bewirtschaftung funktioniert“, so Markus Gallhofer. Das Know-how wird gerne weitergegeben. Freude wird größer, wenn man sie teilt, sagt ein Sprichwort. Das gilt in der Wachau auch beim Bewusstsein für Bio.