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Weißenkirchner Wein-Bruderschaft

Vorhang auf für eines der jüngsten Mitglieder der Vinea-Wachau-Familie: die Weinhauerei 378. Florian Ruhdorfer und Peter Mandl haben nach ihrem „Projekt Höll“ Ernst gemacht und ihr eigenes Weingut gegründet.

Wenn ihm Kollegen erzählen, dass sie frühmorgens joggen gehen, kann er nur lächeln. „Im Sommer stehe ich von 5 bis 7 Uhr im Weingarten“, erzählt Florian Ruhdorfer. Wer die Ried Bach in Wösendorf kennt, weiß: Das ist Workout pur bei diesen Höhen-Unterschieden. Traktor fährt da keiner.

Peter Mandl und Florian Ruhdorfer haben damit begonnen, was früher in der Wachau weiter verbreitet war: Wein im Nebenerwerb zu produzieren. Seit fünf Jahren machen die beiden Halb-Brüder gemeinsame Sache. Anfangs unter dem Titel „Projekt Höll“. „Aber weil jedes Projekt ein Ende braucht, haben wir 2020 unser eigenes Weingut gegründet“, erzählen die beiden.

Jetzt gibt’s die Weine der beiden unter dem Namen Weinhauerei 378. „Das ist meine Hausnummer in Weißenkirchen“, erzählt Florian Ruhdorfer. Er leitet im Hauptjob die Business & Career Services an der IMC FH Krems. Genau dort hat auch Peter Mandl studiert. International Wine Business – der Weg in die Branche war geebnet. Heute arbeitet er im Vertrieb des Weinguts Stadt Krems.

Hoch hinauf geht es in der Ried Bach, in der die beiden Weingärten bewirtschaften.
Brüder, nicht nur im Geiste: Florian Ruhdorfer (links) und Peter Mandl.

„Auch das Handwerkliche
hat mich schon immer interessiert.“
Peter Mandl

Warum man nebenbei auch noch selber Wein macht? „Weil mich die praktische Seite immer interessiert hat. Das Handwerkliche, das Draußen-Sein“, sagt Peter Mandl. Viel Zeit zum Tüfteln blieb nicht. „Ok, machen wir“ lautet das Motto der Brüder – und so war schnell klar, dass man die sieben Zeilen Rebstöcke hinter dem Haus in Weißenkirchen auch zu Wein machen wollte. Nicht „irgendwann in der Pension“, sondern zwei Wochen später. Das war 2016. „Dann begann die Herbergssuche – wir hatten ja keinen Platz, an dem wir die Trauben verarbeiten konnten. Der Hansi Donaubaum hat einfach gesagt: 'cool, machen wir'. So haben wir bei ihm gestartet, später auch bei Mathias Hirtzberger Unterschlupf gefunden mit unseren Weinen“, erzählen die beiden.

Namensgebend für ihr erstes gemeinsames Wein-Projekt und einen ihrer Weine: die Ried Höll in Wösendorf.

„Ich mag’s nicht so,
wenn ein Wein so laut aus dem Glas hüpft.“
Florian Ruhdorfer

Seit kurzem haben Peter Mandl und Florian Ruhdorfer eine fixe Bleibe ausfindig gemacht: einen Erdkeller in Wösendorf, wo der Jahrgang 2021 bald in gebrauchten Holzfässern reifen wird. Gearbeitet wird hier so naturnah und handwerklich wie möglich – nur mit einer Presse, Pumpe und Schläuchen. „So entstehen elegante, hintergründige Weine, wie wir sie selbst gern trinken. Ich mag das persönlich nicht so gerne, wenn Wein laut aus dem Glas hüpft“, betont Florian Ruhdorfer.

378 steht für die Hausnummer in Weißenkirchen.
Gekommen, um zu bleiben: der neue Keller in Wösendorf

„Es ist nie nix.“

Inspiration holen sich die beiden immer wieder gerne im Burgund und in der Naturwein-Szene. „Da kann man gut reinkippen. Ich mag puristische Weine ohne Schminke“, sagt Peter Mandl. Auch Bio ist für die beiden ein großes Thema, momentan befindet sich das Weingut in Umstellung darauf.

Der „Experimentier-Wein“ des Hauses ist der Sub Divo. „Bei unseren Kleinstmengen kann man natürlich gut ausprobieren. Das ist der Vorteil, wenn man Quereinsteiger ist. Wir haben die Chance, unseren Stil frei zu entwickeln.“ 
Was die beiden in den letzten Jahren als Winzer gelernt haben? „Dass man 1000 Sachen gleichzeitig machen kann. Es ist nie nix.“

Probieren kann man die Weine der Weinhauerei 378 in der Wachau zum Beispiel in der Weinbar Bogerl, im Schlosshotel Dürnstein oder
im Landhaus Bacher.
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