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Lesezeit, Brotzeit, Mahlzeit

Jetzt werden die letzten Trauben gelesen. Wir schauen Familie Eigl aus Joching dabei über die Schulter und stärken uns danach bei ihrem Heurigen.

Kathi Eigl startet den Boliden. Mit dem Golfwagerl geht es am schnellsten hinauf auf den Kollmitz. Fast jeder Winzer in der Gegend besitzt schon einen solchen fahrbaren Untersatz und düst damit von Weingarten zu Weingarten. Denn oft ist es wie bei den Eigls: Die Parzellen sind verstreut. 

Viele Weingärten der Eigls liegen am Kollmitz in Joching. Den sollte man als Wachau-Insider nicht mit dem Kollmütz verwechseln, der ist in Wösendorf. Handarbeit ist in allen Lagen angesagt. Es ist Ende Oktober und damit Zeit, die letzten Trauben des Jahrgangs 2019 zu lesen. Kathi Eigl stören die vielen Arbeitsschritte per Hand nicht, die rund ums Jahr fällig sind. Im Gegenteil:

Für mich ist das Glück, dass ich beim Arbeiten so viel mitbekomme von der Natur. Kathi Eigl

Der Kollmitz in Joching: wunderbare Ausblicke inklusive.

Typisch Wachau: der Familienbetrieb der Eigls

Vater, Mutter, Bruder – und Kathi Eigl selbst. Sie alle arbeiten im Betrieb, den der Großvater in den 60er Jahren aufgebaut hat. Wie dabei die Aufgaben aufgeteilt werden? Diese Frage beantwortet Kathi Eigl mit einem herzhaften Lacher. „Tja, das ist eine bunte Mischung. Da diskutieren wir oft lange. Aber das letzte Wort hat dann meistens der Papa. Oder ich.“ 

Durchsetzungsvermögen. Das hilft Kathi Eigl auch dabei, ihren Platz als Winzerin zu finden. „Manchmal ist es schon schräg, dass Männer einem nicht alles zutrauen. Traktorfahren zum Beispiel“, schmunzelt die 28-Jährige. Aber sie werden mehr, die jungen Winzerinnen in der Wachau. 

Burgundersorten in der Wachau entdecken

Von Lech bis Überlingen: Kathi Eigl hat sich nach mehreren Jahren in der Gastronomie bewusst für ihre Wurzeln entschieden und ist ans Familienweingut zurückgekehrt. „Es ist einfach so schön bei uns in der Wachau. Da muss ich gar nicht wegfahren“, sagt sie. Wenn sie Kraft tanken will, geht sie eine Runde laufen in die Weingärten. Danach geht es weiter. Zum Beispiel in den Weinkeller, wo die Grünen Veltliner und Rieslinge lagern. Auch Burgundersorten haben die Eigls im Sortiment, weil sie die selbst so gern trinken. Grauburgunder, Weißburgunder Chardonnay – die Eigls bauen sie alle als Smaragd aus.

Die junge Generation Eigl: Kathi und ihr Bruder Christian

Freizeit oder Brotzeit?

Wenn Kathi Eigl nicht am Weingut ist, dann sind zwei Möglichkeiten sehr wahrscheinlich: Entweder sie spielt Klarinette in der Trachtenkapelle in Wösendorf. Das macht sie in ihrer Freizeit besonders gern. Am liebsten Märsche wie den Deutschmeister. Oder auch moderne Stücke. „Fällt Udo Jürgens schon unter modern?“, lächelt sie fragend. 

Option Nummer zwei: Kathi ist in Wösendorf im Heurigenlokal der Familie. Dort schupfen Mutter Romana und sie den Betrieb. In dem Lokal mit den dicken alten Mauern lässt es sich wunderbar genießen. Besonders beliebt zu dieser Jahreszeit ist die Variation vom Wild, die mit Chutney, Schwarzwurzeln und schwarzen Nüssen serviert wird. Zeit, um sich ausgiebig zu stärken. Mahl-Zeit!

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