Emmerich H. Knoll über Herkunftsdenken in der Wachau, zukünftige Pläne und seine Auffassung vom Bioweinbau.
Knoll: Die Bedeutung von Zusammenhalt schwindet nie, nur durch den Zusammenhalt ist eine gemeinsame Richtung möglich. Als kleines Gebiet kann man nur stark sein, wenn es eine klare Richtung, ein Profil gibt und man daran festhält.
Knoll: Die Herkunft in den Vordergrund zu stellen war das grosse Ziel, das wir in der Wachau immer angestrebt und auch erreicht haben.
Das ist unsere Stärke: Wenn Steinfeder, Federspiel oder Smaragd draufsteht, ist Wachau drin. Herkunftsmarketing ist heute in aller Munde, wird ganz gross geschrieben. In der Wachau haben wir schon 1983 begonnen, die Herkunft zu schützen und auf Zukäufe von ausserhalb des Gebietes verzichtet. Damit haben wir ein ganz klares Profil geschaffen, das meiner Meinung nach ein Teil des Erfolges der Wachau ausmachtDie Konsumenten wissen und schätzen das, gerade heute gibt es keinen Grund, daran zu rütteln.
Und natürlich muss man alles daran setzen, die Qualitäten noch weiter zu steigern.Das ist die Grundlage jedes langfristigen Erfolges. Es gibt kein besseres Verkaufsargument als erstklassige Qualität.
Knoll: Ein absolutes Bekenntnis zur Beständigkeit, da ich denke, dass Stillstand (oder das, was von aussen wie Stillstand aussieht) nicht immer Rückschritt ist, sondern auch als Kontinuität interpretiert werden kann. In der Weinbranche hat dies grosse Bedeutung. Wir leben mit Reben, die man auch nicht bei jedem Trend neu auspflanzen kann. Man muss langfristige Entscheidungen treffen,was Standort, Sorte und Unterlagenmaterial betrifft und dies gilt auch für den Auftritt und das Profil des Gebietes. Das heisst aber nicht, dass wir uns vor Neuerungen fürchten oder eine Diskussion scheuen. Letztlich muss man aber auch die Frage stellen, ob Neuerungen auch Verbesserungen sind oder einfach nur neu.
Knoll: Ein grosses Zukunftsprojekt ist der Ausbau der Qualitätsoffensive. Hier liegt der Focus klar auf einer Stärkung der Nachhaltigkeit und Ökologisierung im Weinbau, zugeschnitten auf die besonderen Produktionsbedingungen in der Wachau.
Ausserdem sehe ich noch einige Chancen in der Öffentlichkeitsarbeit und beim internationalen Auftritt. Auch die Vernetzung mit Gebieten, die ähnliche Voraussetzungen haben, zb. Terrassenweinbau, bietet Chancen um den brisantesten Themen, wie dem Erhalt der Trockensteinmauern, mehr Gehör zu verschaffen.
Auch ein Blick in den Verein, eine Bestandsaufnahme unserer Mitgliedsbetriebe, soll helfen die Interessen und die Entwicklung des Weinbaugebiets besser zu verstehen.
Knoll: Mit der neuen Wachau kann ich als Begriff, als Teilungsbegriff innerhalb der Winzerschaft, wenig anfangen, weil ich nicht glaube, dass es die neue Wachau so gibt.
Ein Gebiet, das dynamisch ist, das sich immer wieder selbst hinterfragt, muss nicht plötzlich erneuert werden, es erneuert sich ständig und von selbst. Wenn wir von der neuen Wachau hören oder lesen, so ist das auch ein bisschen der Versuch, und das formuliere ich jetzt überspitzt, in ein Gebiet, das sehr homogen und geeint ist, und das wenig Angriffsfläche bietet, ein bisschen Wirbel hineinzubringen. Ich glaube nicht, dass man die Wachau in alte und neue, in junge und etwas verstaubte Winzer einteilen kann. Weinstile, die mit diesen Begriffen in Verbindung gebracht werden, sind in erster Linie Betriebsstile. Es haben mehrere prominente Betriebe innerhalb von Vinea Wachau immer auf einen schlankeren, mineralischen und sehr geradlinigen Stil gesetzt. Genau jene Stilistik, von der jetzt behauptet wird, sie würde nur von neuen, jungen Betrieben verfolgt, der „neuen Wachau“. Der Markt ist vielfältig, der Konsument ist vielfältig, und deshalb ist es auch wichtig und wünschenswert, dass es unterschiedliche Stile gibt.
Knoll: Spontan fällt mir dazu der Liebenberg in Dürnstein ein, der in letzter Zeit verstärkt im Gespräch ist, ansonsten sehe ich auch großes Potential für die Lagen am südlichen Donaufer. Um dieses Potential auch auszuschöpfen braucht es einerseits natürlich einige grosse Weine, andererseits aber auch entsprechendes mediales Interesse. Hier müssen wir also alles daran setzen, diese Weine auch in Szene zu setzen.
Knoll: Ich glaube, dass sich ein bisschen etwas tut und ich glaube auch, dass sich etwas mehr tun sollte. Die Entscheidung, Bio-Winzer zu werden, trifft jeder Betrieb für sich selbst. Es gibt allerdings einige Ideen und Ansätze, die sich für die gesamte Wachau umsetzen lassen.
Ein Beispiel dafür ist die Verwirrung des Traubenwicklers mit Pheromonen, die nun schon in allen Weinbaugemeinden der Wachau angewandt wird. Vor 2 Jahren hatten wir gerade mal darüber nachgedacht, heute behandeln einen Grossteil der Flächen so!
In diese Richtung soll es gehen: Nicht jeder muss Bio-Winzer in einem der bekannten Verbände werden, aber wir sollten alle versuchen, jeder im Bereich seiner Möglichkeiten, noch ökologischer zu arbeiten. Darauf zielt auch das angesprochene Projekt der Qualitätsoffensive ab.
Insgesamt glaube ich, dass wir in der Wachau schon in der Vergangenheit nachhaltig gewirtschaftet haben. Die Arbeit in den Terrassen zum Beispiel hat immer bodenschonend, ohne schweres Gerät, stattgefunden. Ich bin überzeugt, dass wir die Nachhaltigkeit in der Wachau nicht neu erfinden müssen, aber wir müssen den letzten Stand der Möglichkeiten allen unseren Winzern zugänglich machen!
Knoll: Das wichtigste dabei ist die Unterstützung meiner Familie, und meiner Mitstreiter im Vorstand. Wenn sich die Arbeit verteilt, im Betrieb wie im Verein, dann ist sie viel leichter bewältigbar.Wenn ein Betrieb gut läuft so erleichtert das natürlich auch die Arbeit für Verein. Die Zeit dafür muss man sich aber auf jeden Fall privat und betrieblich abzwicken.
Knoll: Von allem etwas, weiß, rot, süß. Rot zum Vergnügen, gerne Burgunder. Weiss auch, und um zu sehen wo geht die Reise hin, wie weit weg ist man von anderen Strömungen. Sehr gerne deutsche Rieslinge. Und ein bisschen Schaumwein zum Starten ist immer gut.