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Der schlafende Riese

So viele Lagen innerhalb einer Lage! Dazu noch eine Traum-Kulisse und ein Rotwein-Exkurs. Auf zum Weitenberg – gemeinsam mit den Winzern Florian Mang und Gerald Zeiner aus Weißenkirchen.

Südlich, südöstlich oder südwestlich? Das ist am Weitenberg die Frage. Die Lage in Weißenkirchen hat mit ihren 25 Hektar eine stattliche Größe – je nach Ausrichtung verändern sich die Klimazonen am Berg. Knapp 200 Meter Höhenunterschied misst man zwischen den niedrigsten und den höchsten Weingärten. In Lesezeitpunkten heißt das umgerechnet: bis zu zwei Wochen Unterschied. 2024 war alles ein bisschen anders, viel früher als sonst, erzählen Florian Mang vom Manghof und Gerald Zeiner vom Weingut Gattinger. Beide bewirtschaften Weingärten am Weitenberg. Für Familie Gattinger ist es quasi der Hausberg. „Der Großvater meiner Frau hat hier viele, viele Steinmauern gebaut. Das ist ein Teil seines Lebenswerks“, erzählt Gerald Zeiner.

„Weitenberg ist nicht weniger steil oder imposant wie zum Beispiel Achleiten.“ Gerald Zeiner

Der ehemalige Handballprofi ist in den Winzerberuf quer eingestiegen. „Ich schätze, dass man als Weinbauer in einem Jahresrhythmus lebt – da gibt’s eine Parallele zum Profisport.“ Rund ums Jahr bekommt man am Weitenberg besonders gut mit, wie die Jahreszeiten wechseln. „Und das bei vollem Wachau-Panorama. Vom Weitenberg sieht man Dürnstein, Stift Göttweig und fast bis Spitz“, erzählt Florian Mang. Der junge Winzer hat seinen Betrieb bereits von den Eltern übernommen und ist dabei, ihn auf biologische Bewirtschaftung umzustellen. „Das ist am Weitenberg einfach und schwierig zugleich. Hier geht sehr oft der Wind, was den Pflanzenschutz erschwert. Dafür trocknen die Trauben nach dem Regen schnell ab, was sie weniger anfällig für Krankheiten macht.“

Gerald Zeiner vom Weingut Gattinger in Weißenkirchen
Meterdick: Gföhler Gneis mitten in den Rieden

Grüner Veltliner gibt am Weitenberg mengenmäßig den Ton an. „Dem geht es hier durch die tiefgründigen Böden und die Bewässerung sehr gut“, erklärt Gerald Zeiner. Aber auch Riesling fühlt sich in speziellen Teilen des Weitenbergs wohl, genauso wie Rotwein-Sorten, wer hätte es gedacht. Auch wenn Grüner Veltliner und Riesling zu ihren wichtigsten Weinen zählen, sind Florian Mang und Gerald Zeiner stolz auf ihre Rotweine: „Richtige Rotweine, nicht roter Wein“, grinst Gerald Zeiner. Am Weitenberg wachsen Syrah, Merlot, Pinot Noir und Zweigelt.

Für konstante Wärme sorgen die unzähligen Kilometer an Steinterrassen, die den Weitenberg durchziehen. „Die haben definitiv einen Effekt auf die Reben, da sie die Wärme auch noch in den Abendstunden speichern“, erklärt Florian Mang. Warum die Weine vom Weitenberg trotzdem diese ganz besondere Frucht mit sich bringen, erklären die Winzer durch die Nähe zu den angrenzenden Wäldern im Norden. „Die Grubtal-Straße ist wie eine Kälteschneise, die kühle Luft aus dem Waldviertel auf den Weitenberg schaufelt.“ Gepaart mit der sonnigen Exposition sorgt das für die besondere Spannung.

„Wenn’s leicht wär,
könnt’s ja jeder ...“
Florian Mang

Wein & Gästezimmer: Florian Mang leitet den Manghof in Weißenkirchen.
Am Rande des Weitenbergs: der Nachbar im Osten heißt Achleiten

Wer sich mit dem Weitenberg beschäftigt, kommt am Begriff „Minuten-Boden“ nicht vorbei. „Das ist für uns ein Boden, der viel Fingerspitzengefühl braucht. Einer, bei dem man genau den richtigen Moment treffen muss, in dem man ihn bearbeiten kann. Die passende Minute, sozusagen“, lacht Gerald Zeiner. Auch der „Minuten-Boden“ am Weitenberg darf weder zu nass noch zu trocken sein, wenn man ihn bearbeiten will. „Wenn‘s leicht wäre, könnte es ja jeder … zumindest muss sich das ab und zu einreden, damit es die schwere Arbeit charmanter macht“, lacht Florian Mang. In den Böden des Weitenbergs liegen teilweise meterdicke Steine: Gföhler Gneis.

„Die Handlese wollen wir auch in Zukunft bewahren.“

„Für uns zählt der Weitenberg zu den großen Lagen der Wachau. Er ist nicht weniger steil oder imposant wie zum Beispiel die Achleiten“, sind sich beide Winzer einig. Viele Arbeitsschritte lassen sich in den Steillagen des Weitenbergs nur per Hand erledigen. „Bis zur Handlese, die wir als Vinea Wachau-Betriebe ohnehin leben. Diese werden wir auch in Zukunft bewahren.“

Grüner Veltliner und Riesling vom Weitenberg: beide Weingüter bewirtschaften hier mehrere Weingärten.

Als Gast in der Wachau eignet man sich den Weitenberg am besten zu Fuß an – am östlichen Teil hinauf und am westlichen hinunter. Oder vice versa. Da kommt man nicht nur an den vielen geschwungenen Weingartenzeilen vorbei, sondern auch an zwei Wein-Kühlschränken.

Auch für die Winzer ist die Arbeit hier oben manchmal eine Auszeit vom Alltag: „Der Weitenberg ist wie ein schlafender Riese.“ Auf seinen Schultern lässt es sich prima auf die Wachau und in die Zukunft blicken.

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