Im Rahmen des internationalen Steillagen-Netzwerktreffens fand am 27. März 2025 das 1. Forum Steillage in Spitz an der Donau statt.
Initiator und Gastgeber war die Vinea Wachau, die das Thema Steillagen-Weinbau damit über die Grenzen der Region hinaus in den Fokus rückte. Mit dabei waren unter anderem Branchen-Insider wie Prof. Randolf Kauer von der Hochschule Geisenheim, Willi Klinger, Winzerin Tamara Kögl aus der Südsteiermark und Hydroklimatologe Klaus Haslinger. Als Teil des deutschsprachigen Steillagen-Netzwerks beteiligten sich zahlreiche Gäste aus Partnerregionen in Deutschland und Luxemburg an der Veranstaltung. Durch den Nachmittag führte ORF-Moderatorin Nadja Bernhard.
Wer macht in Zukunft in der Steillage Wein? Wer trinkt ihn? Und wo kann er in Zeiten des Klimawandels wachsen? Diese drei zentralen Fragen standen im Mittelpunkt des 1. Forums Steillage im Schloss Spitz. Themen, die aktuell viele Winzerinnen und Winzer sowie den Tourismus beschäftigen – die über 150 Plätze des Forums waren restlos ausgebucht. Die Trends auf Makroebene sind herausfordernd: sinkender Weinkonsum, hohe Produktionskosten, Wetterextreme. Die einhellige Antwort: „Viribus unitis – mit vereinten Kräften gehen wir in die Zukunft. Vor uns liegen große Herausforderungen im Steillagen-Weinbau, die wir nur bewältigen können, wenn unterschiedliche Betriebsstrukturen an einem Strang ziehen. In der Vinea Wachau hat das Gemeinsame Tradition – das war schon immer ein Vorteil, jetzt mehr denn je“, so Emmerich H. Knoll, Obmann der Vinea Wachau.
Ähnlich sah es Branchen-Profi Willi Klinger, der aufzeigte, wie neue Vertriebswege in einem schrumpfenden Markt gefunden und künftige Kundengruppen angesprochen werden können. Auch er betonte die zentrale Bedeutung der Zusammenarbeit. Um die Nachfrage nach Steillagen-Weinen zu steigern, empfiehlt Willi Klinger, „in die Marke zu investieren – jene des Weinguts, der Region und des Weinlands.“ Nur so könne man Durchschnittspreise heben und den Steillagen-Weinbau auch wirtschaftlich nachhaltig gestalten. Denn die Kosten im Steilhang sind hoch. Darauf ging auch Prof. Randolf Kauer ein, der fast 25 Jahre an der Hochschule Geisenheim lehrte und Winzer im deutschen Anbaugebiet Mittelrhein ist: „Im Vergleich zur Hangfußlage ist die Produktion in der Steillage um ein Vielfaches teurer – selbst, wenn man die Kosten für die Instandhaltung von Trockensteinmauern nicht berücksichtigt.“
Mit Klaus Haslinger holte das 1. Forum Steillage den Leiter der Kompetenzeinheit Klimasystem und Klimafolgen der GeoSphere Austria nach Spitz. Er zeigte, wie Temperaturanstieg und Starkregen zusammenhängen: „Je höher die Temperatur, desto wahrscheinlicher werden Starkregenereignisse. Generell gilt: Unser (Niederschlags-)Klima wird variabler. Ausreißer nach unten und oben werden größer“, so Klaus Haslinger. Auch mehr Hitzetage und Dürreereignisse sind zu erwarten – eine Herausforderung für die Reben, besonders in Steillagen.
Die Keynotes wurden ergänzt durch Kurzpräsentationen der Partnerregionen im „Pecha Kucha“-Format. Mit diesem innovativen Kurzpräsentationsformat bot die Veranstaltung eine Fülle an Blitzlichtern aus verschiedensten Themengebieten und Regionen. So sprach Weingutsleiter Roman Horvath über die Neuausrichtung der Domäne Wachau und Marc Weyer, Präsident des Luxemburger Winzerverbandes, über die Bedeutung von Crémant für Luxemburg. Die Steillagen-Beauftrage Steffi Kahleyß erzählte in ihrem Beitrag über Vermarktungsstrategien für die Steillagen aus dem Landkreis Ludwigsburg.
Die Conclusio von Winzerin Hanna Hirtzberger, Vorstandsmitglied der Vinea Wachau: „Nur wenn sich der Steillagen-Weinbau rechnet, werden wir die Trockenstein-Terrassen auch in Zukunft erhalten können. Wir müssen wissen und kommunizieren, was unsere Arbeit in den Steillagen wert ist.“ Ein Beispiel, wie man den Wert des Steillagen-Weinbaus vermitteln kann, brachte Winzerin Tamara Kögl aus der Südsteiermark. An ihrem Betrieb setzt sie auf eine Mischung aus Wein, Buschenschank und Gästezimmer: „Der direkte Kontakt zum Gast ist Gold wert. Menschen, die Emotionen mit Steillagen-Wein verbinden, werden ihn auch kaufen.“ Auch hier gilt es, nicht nur als einzelner Betrieb zu denken: „Wir sind in einer Region nur so stark, wie wir zusammenhalten.“
Zusammen geht es in den Steillagen-Gebieten auch Zukunft weiter: Nach dem gelungenen Auftakt in der Wachau wird das Forum Steillage 2026 im Rheingau fortgesetzt. Das erste Forum Steillage wurde in Kooperation mit der LEADER-Region Wachau-Dunkelsteinerwald durchgeführt und mit Mitteln von Bund, Land und Europäischer Union unterstützt.