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Gsichter-Schneider

Trockensteinmauern geben der Wachau ihr typisches Gesicht. Jetzt ist die Zeit, die Mauern auf Vordermann zu bringen. Wir begleiten die Familie Mang dabei.

Wenn der Vater mit dem Sohne: Florian und Heinrich Mang bauen gemeinsam Trockensteinmauern in Weißenkirchen.

Ein Berg voller Steine: Florian und Heinrich Mann knien dazwischen. Welcher Stein passt zu welchem? Wie schaffen wir es, dass kein Hohlraum entsteht? So etwas lernt man nicht aus dem Lehrbuch. Trockensteinmauern zu bauen, das muss man sich im Laufe vieler Winter selbst aneignen. Jetzt ist die Zeit, in der sich die Winzer in der Wachau dieser Arbeit widmen.

25 Quadratmeter Mauer, 1 Woche. Im Idealfall.

Trockensteinmauern ist Handarbeit. Arbeitshandschuhe, ein Hammer. Alleine richtet man nicht viel aus. „Wenn wir zu dritt sind, dann brauchen wir für diese Mauer mit 25 Quadratmetern eine Woche. Im Idealfall“, sagt Heinrich Mang. An seiner Seite: Sohn Florian. Er besucht die Weinbauschule in Klosterneuburg, ist nebenbei aber auch im Betrieb schon fix dabei. Zu lernen gibt‘s einiges: „Ich greif‘ noch zehn Steine an, bevor ich den richtigen finde. Der Vater nur einen“, schmunzelt Florian.

Damit Stein auf Stein perfekt aufeinanderpassen, kommt es auf die richtige Auswahl an. Schließlich gibt es kein Verbindungsmaterial, das die Mauer stabilisiert. Das erledigen die Steine selbst, was auch den Vorteil hat, dass Regenwasser einfach abließen kann.

Wenn der Stein kein G‘sicht hat, muss man ihm mit dem Hammer eines machen. Heinrich & Florian Mang

Von Generation zu Generation: Heinrich Mang gibt sein Wissen weiter.
Geradlinigkeit: Auch beim Trockensteinmauern das Um und Auf.

Ganz vorne – und damit für alle sichtbar – liegen schöne Steine, die die Mauer gerade abschließen. Steine mit einem „G‘sicht“, wie die Wachauerinnen und Wachauer sagen. Manchmal muss man dafür auch zum Hammer greifen und sie begradigen. Ein bisschen wie Schneider, die ihren Stoff in Form bringen. G‘sichter-Schneider eben.

Man muss junge Ideen durchlassen. Also machen wir Neuburger ... Heinrich Mang

Zurück zu autochthonen Wurzeln

Der Grund, warum die Mangs hier in der Weißenkirchner Lage Steinriegl eine Trockensteinmauer hochziehen, ist das neueste Projekt von Florian Mang. Er will hier Neuburger auspflanzen. Eine alte Rebsorte, die früher in der Wachau sehr populär war. „Ich finde es gut, wenn wir neben Grünem Veltliner und Riesling noch eine urtypische autochthone Sorte im Gepäck haben. Eine alte Rebsorte wiederzubeleben, das ist eine coole Sache. Ich will beweisen, dass sich das rentieren kann“, sagt der Jungwinzer. Die Spielwiese – besser: der Spielhang – ist 12 Ar groß. Dreihundert Neuburger-Stöcke pflanzen Vater und Sohn jetzt einmal aus. Eine überschaubare Größe, um etwas Neues zu probieren.

Neue Akzente für den Wachauer Familienbetrieb: Florian Mang setzt auf Neuburger.

Mein Geheimtipp?
Das Begrüßungsachterl für Gäste.
Hildegund Mang

Typisch Wachau

So wie die Trockensteinmauern sind auch die Mangs typisch Wachau. Der Betrieb lebt von der Familie. In ihm hat jeder sein Platzerl gefunden, das spürt man. Im Falle des Manghofs ist das noch dazu ein außergewöhnlicher: Der Hof steht unter Denkmalschutz und ist einer der schönsten in Weißenkirchen. Hildegund Mang ist die Seele des Hauses, das sich in der warmen Jahreszeit regelmäßig mit Gästen füllt. Sie kümmert sich um die drei Doppelzimmer und die Ferienwohnung. Ihr Gästebuch ist voll mit sehr persönlichen Geschichten und Dankesworten. Von der „besten Marillenmarmelade der Wachau“ ist da die Rede. Und vom prächtigen blumengeschmückten Innenhof, der von Hildegund Mang im Sommer eine ganze Stunde Gießarbeit pro Tag einfordert. Aber sie macht das gerne. So wie die Männer der Familie den Wein.

20.000 Flaschen pro Jahr erzeugen die Mangs.
Hildegund Mang kümmert sich um die Gäste.
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