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Vinea Winzerprofil: Andreas Gattinger - Weißenkirchen

Andreas Gattinger führt mit seiner Frau das gleichnamige Weingut am Weitenberg im Nebenerwerb. Im Brotberuf Lehrer für Psychologie, Philosophie und Sport erklärt er uns, was ihn zum Wein hinzieht und mit welchen Ideen er in die Zukunft blickt.

Der Weitenberg ist ein sehr eindrucksvoller Platz, dein Weingut und auch euer Wohnhaus liegen inmitten eurer wichtigsten Lage. Wie hat sich das ergeben?

Der Weitenberg ist mein Zuhause mein Rückhalt. Meine Eltern haben hier jahrzehntelang die Steinterrassen mühsam restauriert und damit das Herzstück für uns Leben gelegt. Begonnen hat mein Vater mit 40 ar Weingärten, die er selbst bewirtschaftet hat während er als Kellermeister im Weingut Jamek gearbeitet hat. Als er nach 44 Jahren offiziell in Pension gegangen ist, habe ich die Leitung übernommen. Ich bin zwar Schritt für Schritt mit dem Weingut mitgewachsen, aber dass ich es auch selbst mal weitermachen werde, war nicht immer klar. Ich habe studiert und recht früh mit meiner Frau Martina zwei Kinder bekommen. Beim Mitarbeiten habe ich immer mehr bemerkt, dass diese Arbeit mir sehr viel zurückgibt, dass es mir Freude macht, die Landschaft mitzugestalten.

 

Du bist im Hauptberuf Lehrer. Wie kombinierst du das mit dem Winzerdasein?

Mein Vater und meine Frau stehen mir tatkräftig zur Seite, speziell im Weingarten. Sonst würde das nicht gehen. Sehr lange haben wir ausschließlich an Privatkunden verkauft, nach und nach haben wir begonnen ausgewählte Restaurants zu beliefern. Seit wir auch begonnen haben, im Handel vertreten zu sein, verlagert sich unser Schwerpunkt immer mehr in Richtung Weingut. Deshalb habe ich ab nächstem Jahr auch meine Lehrverpflichtung reduziert, dann kann ich mich noch mehr auf das den Betrieb konzentrieren.

 

Hast du schon konkrete Pläne für die nächsten Jahre?

Seit dem letzten Jahrgang arbeite ich verstärkt mit einem anderen Betrieb in Weißenkirchen, der einen Heurigen führt, zusammen. Für die Weinverarbeitung kann auf unseren Keller und alle Einrichtungen zugegriffen werden und natürlich stehe ich mit Rat und Tat zur Seite. Diese Idee würde ich gerne ausbauen. Es gefällt mir mit Menschen an einem gemeinsamen Ziel zu arbeiten. Von außen wird diese Entwicklung auch sehr positiv aufgenommen, der Weinabsatz beim Heurigen ist deutlich gestiegen. Da die Strukturen in der Wachau so klein sind, könnte ich mir gut vorstellen, dass diese Art der Zusammenarbeit auch für andere kleine Winzer interessant ist. Für unseren Betrieb sehe ich es zusätzlich als Gelegenheit ein Alleinstellungsmerkmal zu bekommen.

 

Welcher Philosophie folgst du bei der Arbeit im Weingarten?

Im Weingarten glaube ich, dass die Qualität im Wein von der Qualität des Bodens herrührt. Diese Qualität zu bewahren und zu fördern, strebe ich an. Ich mache mir sehr viele Gedanken, wie ich das am besten erreichen kann und bin zu einem aufmerksamen Beobachter geworden. Während mein Vater die Böden noch konsequent offen gehalten hat, bin ich der Meinung, dass der Boden möglichst nicht aufgerissen und wenn nur flachgründig bearbeitet werden sollte. Auf radikale Eingriffe sollte möglichst verzichtet werden, so wird bei uns immer nur zurückhaltend entblättert und immer darauf geachtet, dass es eine ausreichende Laubmasse gibt.

 

Wie sieht deine Arbeit im Keller aus?

Nach einer möglichst späten Lese, obwohl dazuzusagen ist, dass der Weitenberg eher früh reift, setze ich auf eine sehr schonende Traubenverarbeitung ohne Maischestandzeiten. Geschwefelt wird bei uns sehr spät, in der Maische und im Most gar nicht. Und Reinlichkeit ist natürlich oberstes Gebot.

 

Ein Blick auf dein Sortiment zeigt, dass du auch einige Rotweine produzierst. Wie wichtig ist dieser Teil für dich?

Das ist für mich ein Liebhaberthema, mit dem wir uns auch einen Ruf aufgebaut haben. Dazu haben wir den Rotwein auch in sehr gute Lagen gesetzt, Pinot Noir, Cabernet Sauvignon und etwas Zweigelt und Rösler. Aber es soll auch in der Zukunft nur ein exklusives Segment bleiben.

 

Als abschließende Frage: Welchen Tipp hat dir dein Vater bei der Übergabe mit auf den Weg gegeben?

Man kann mehr erwarten, als „darennen“, anders gesagt: man braucht sehr viel Geduld im Winzerberuf. Ich muss aber zugeben, dass ich mich um diese Tugend immer wieder aufs Neue bemühen muss.

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