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Über die Sehnsucht nach Ritualen

Der Historiker und Weinjournalist Dr. Johann Werfring schreibt ein neues Buch über Weinbräuche in Österreich. Da darf die Wachau nicht fehlen!

Es ist Oktober und der Wind pfeift am Höhereck in Dürnstein. Dr. Johann Werfring recherchiert. Viele Bräuche in ganz Österreich hat er schon erkundet, dokumentiert. Diesmal sind die „Hiata“ in der Wachau dran. Ihre Hütten und die großen Hiata-Sterne, die ihr Gebiet markierten. Der darüber viel
erzählen kann, ist Anton Steiner. Er war einer der letzten Hiata, die in der Hütte hier am Höhereck Dienst geschoben haben. In erster Linie um die Sommerfrischler davon abzuhalten, die Traubenernte zu dezimieren. „Hiata“ kommt von „hüten“.


5 Schilling Pfand für eine Traube
 

Von September bis zum Schluss der Lese beschützten die Hiata in der Wachau die Weinstöcke, Obstbäume und Gemüsefelder – die meisten Winzer betrieben damals eine gemischte Landwirtschaft. Wer auf frischer Tat ertappt wurde, musste pro Traube 5 Schilling berappen. Für Obst oder Gemüse zwei Schilling. Durchsetzungsvermögen brauchte man da schon. Denn bis auf das Hiata-Abzeichen, das ihn auswies, hatte Anton Steiner beim Dienst keine Ausrüstung dabei. „Irgendwann waren wir dann sehr froh, als wir die ersten Handfunkgeräte bekamen“, erzählt er.

Anton Steiner erzählt Johann Werfring wie der Dienst als Hiata ablief.
Stillleben: Die Hiata-Hütte in St. Michael, die den Hiata-Stern am Dach trägt.
Schöner Zufall: Wir teffen Paul Stierschneider, der früher auch Hiata war.

„Die Hiata-Sterne sind in der Wachau besonders markant. Früher wurden sie sogar in der Schule gebastelt“, hat Johann Werfring recherchiert. Schnell merkt man: Dieser Mann ist Historiker durch und durch. Obwohl sein Brotberuf – besser: Weinberuf – Journalist ist. Seit knapp 20 Jahren schreibt Johann Werfring in der Wiener Zeitung – unter anderem eine Weinkolumne. Parallel dazu arbeitet er immer wieder an Büchern. An der Wachau interessieren ihn auch die festlichen Bräuche und Rituale, zum Beispiel der Kronentanz.

Der Mensch sehnt sich nach Ritualen. Dr. Johann Werfring

Hiata-Hütte am Höhereck
Anton Steiner vor der Hiata-Hütte

Von der Küche bis zu den Bräuchen

 

Sein neues Buch über österreichische Weinbräuche wird 2020 erscheinen. Die Inhalte sind fast fertig, der Buchtitel noch in Schwebe. „Bei meinen Kolumnen brauche ich auch manchmal länger für den Titel als für die Kolumne selbst“, lächelt der Journalist. Der Mann weiß, wovon er spricht, schließlich hat er bereits mehr als 2.500 Kolumnen verfasst. Vieles dreht sich dabei um den Wein. An der Wachau faszinieren ihn auch die Landschaft und die Architektur.

Für mich als gebürtigem Burgenländer
war die Wachauer Landschaft anfangs ja fast exotisch.
Dr. Johann Werfring

Weil Wein und gutes Essen zusammengehören, machen wir im Prandtauerhof der Familie Holzapfel in Weißenkirchen Rast. Johann Werfring schätzt auch die kulinarischen Genüsse der Wachau. Ein Kochbuch geht ebenfalls auf sein Konto: Das Österreichische Weinkochbuch, das er mit Viktor Siegl geschrieben hat. Welches Gericht er daraus zu Wachauer Wein empfiehlt? „Unbedingt die Hühnerschnitzel mit Marillen-Riesling-Chutney probieren. Das ist leicht nachzukochen und mit den zwei Haupt-Ingredienzien Riesling und Marille für die Wachau absolut passend.“

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