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Interview mit dem neuen Vinea Obmann

Emmerich H. Knoll über Herkunftsdenken in der Wachau, zukünftige Pläne und seine Auffassung vom Bioweinbau.

Fotocredit: Monika Löff

Die Eckpunkte des Schaffens von Franz Hirtzberger waren der Zusammenhalt innerhalb der Winzerschaft, Fokus auf höchste Qualität, absolute Sicherheit in der Herkunft. Haben diese Begriffe in der heutigen Weinbaulandschaft noch die gleiche Bedeutung?

Knoll: Die Bedeutung von Zusammenhalt schwindet nie, nur durch den Zusammenhalt ist eine gemeinsame Richtung möglich. Als kleines Gebiet kann man nur stark sein, wenn es eine klare Richtung, ein Profil gibt und man daran festhält.

Wie sieht es mit Qualität und Herkunft aus?

Knoll: Die Herkunft in den Vordergrund zu stellen war das grosse Ziel, das wir in der Wachau immer angestrebt und auch erreicht haben.
Das ist unsere Stärke: Wenn Steinfeder, Federspiel oder Smaragd draufsteht, ist Wachau drin. Herkunftsmarketing ist heute in aller Munde, wird ganz gross geschrieben. In der Wachau haben wir schon 1983 begonnen, die Herkunft zu schützen und auf Zukäufe von ausserhalb des Gebietes verzichtet. Damit haben wir ein ganz klares Profil geschaffen, das meiner Meinung nach ein Teil des Erfolges der Wachau ausmachtDie Konsumenten wissen und schätzen das, gerade heute gibt es keinen Grund, daran zu rütteln.
Und natürlich muss man alles daran setzen, die Qualitäten noch weiter zu steigern.Das ist die Grundlage jedes langfristigen  Erfolges. Es gibt kein besseres Verkaufsargument als erstklassige Qualität.

Ein klares Plädoyer für den Herkunftsschutz und Beständigkeit der Vinea-Linie.

Knoll: Ein absolutes Bekenntnis zur Beständigkeit, da ich denke, dass Stillstand (oder das, was von aussen wie Stillstand aussieht) nicht immer Rückschritt ist, sondern auch als Kontinuität interpretiert werden kann. In der Weinbranche hat dies grosse Bedeutung. Wir leben mit Reben, die man auch nicht bei jedem Trend neu auspflanzen kann. Man muss langfristige Entscheidungen treffen,was  Standort, Sorte und Unterlagenmaterial betrifft und dies gilt auch für den Auftritt und das Profil des Gebietes. Das heisst aber nicht, dass wir uns vor Neuerungen fürchten oder eine Diskussion scheuen. Letztlich muss man aber auch die Frage stellen, ob Neuerungen auch Verbesserungen sind oder einfach nur neu.

Gibt es auch neue Projekte, neue Schwerpunkte, die der Obmann, der Vorstand plant?

Knoll: Ein grosses Zukunftsprojekt ist der Ausbau der Qualitätsoffensive. Hier liegt der Focus klar auf einer Stärkung der Nachhaltigkeit und Ökologisierung im Weinbau, zugeschnitten auf die besonderen Produktionsbedingungen in der Wachau.
Ausserdem sehe ich noch einige Chancen in der Öffentlichkeitsarbeit und beim internationalen Auftritt. Auch die Vernetzung mit Gebieten, die ähnliche Voraussetzungen haben, zb. Terrassenweinbau, bietet Chancen um den brisantesten Themen, wie dem Erhalt der Trockensteinmauern, mehr Gehör zu verschaffen.
Auch ein Blick in den Verein, eine Bestandsaufnahme unserer Mitgliedsbetriebe, soll helfen die Interessen und die Entwicklung des Weinbaugebiets besser zu verstehen.

Man liest immer wieder von der „neuen Wachau“. Kannst Du diese Interpretation und Einteilung zwischen „alt“ und „neu“ nachvollziehen? Lässt sich aus diesem Begriff etwas über die Zukunft der Wachau erfahren?

Knoll: Mit der neuen Wachau kann ich als Begriff, als Teilungsbegriff innerhalb der Winzerschaft, wenig anfangen, weil ich nicht glaube, dass es die neue Wachau so gibt.
Ein Gebiet, das dynamisch ist, das sich immer wieder selbst hinterfragt, muss nicht plötzlich erneuert werden, es erneuert sich ständig und von selbst. Wenn wir von der neuen Wachau hören oder lesen, so ist das auch ein bisschen der Versuch, und das formuliere ich jetzt überspitzt, in ein Gebiet, das sehr homogen und geeint ist, und das wenig Angriffsfläche bietet, ein bisschen Wirbel hineinzubringen. Ich glaube nicht, dass man die Wachau in alte und neue, in junge und etwas verstaubte Winzer einteilen kann. Weinstile, die mit diesen Begriffen in Verbindung gebracht werden, sind in erster Linie Betriebsstile. Es haben mehrere prominente Betriebe innerhalb von Vinea Wachau immer auf einen schlankeren, mineralischen und sehr geradlinigen Stil gesetzt. Genau jene Stilistik, von der jetzt behauptet wird, sie würde nur von neuen, jungen Betrieben verfolgt, der „neuen Wachau“.  Der Markt ist vielfältig, der Konsument ist vielfältig, und deshalb ist es auch wichtig und wünschenswert, dass es unterschiedliche Stile gibt.

In der Wachau spielen die Einzellagen immer schon eine große Rolle, mit der neuen Riedenkarte und der Verkostung „Smaragde 2010“ wurde viel getan um auch weniger bekannte Rieden ins Rampenlicht zu stellen. Welche noch weniger bekannten Rieden haben für Dich das Potential in Zukunft noch stärker ins Rampenlicht zu treten?

Knoll: Spontan fällt mir dazu der Liebenberg in Dürnstein ein, der in letzter Zeit verstärkt im Gespräch ist, ansonsten sehe ich auch großes Potential für die Lagen am südlichen Donaufer. Um dieses Potential auch auszuschöpfen braucht es einerseits natürlich einige grosse Weine, andererseits aber  auch entsprechendes mediales Interesse. Hier müssen wir also alles daran setzen, diese Weine auch in Szene zu setzen.

Einer deiner besten Freunde ist überzeugter Biowinzer. Färbt etwas von seinen Ideen auf Dich ab? Was tut sich am Bio-Sektor in der Wachau?

Knoll: Ich glaube, dass sich ein bisschen etwas tut und ich glaube auch, dass sich etwas mehr tun sollte. Die Entscheidung, Bio-Winzer zu werden, trifft jeder Betrieb für sich selbst. Es gibt allerdings einige Ideen und Ansätze, die sich für die gesamte Wachau umsetzen lassen.
Ein Beispiel dafür ist die Verwirrung des Traubenwicklers mit Pheromonen, die nun schon in allen Weinbaugemeinden der Wachau angewandt wird. Vor 2 Jahren hatten wir gerade mal darüber nachgedacht, heute behandeln einen Grossteil  der Flächen so!

In diese Richtung soll es gehen: Nicht jeder muss Bio-Winzer in einem der bekannten Verbände werden, aber wir sollten alle versuchen, jeder im Bereich seiner Möglichkeiten, noch ökologischer zu arbeiten. Darauf zielt auch das angesprochene Projekt der Qualitätsoffensive ab.

Insgesamt glaube ich, dass wir in der Wachau schon in der Vergangenheit nachhaltig gewirtschaftet haben. Die Arbeit in den Terrassen zum Beispiel hat immer bodenschonend, ohne schweres Gerät, stattgefunden. Ich bin überzeugt, dass wir die Nachhaltigkeit in der Wachau nicht neu erfinden müssen, aber wir müssen den letzten Stand der Möglichkeiten allen unseren Winzern zugänglich machen!

Eine kurze private Frage: Du hast letztes Jahr geheiratet, das Weingut wird gerade um- bzw. ausgebaut. Woher nimmst Du die Zeit für ehrenamtliche Tätigkeit?

Knoll: Das wichtigste dabei ist die Unterstützung meiner Familie, und meiner Mitstreiter im Vorstand. Wenn sich die Arbeit verteilt, im Betrieb wie im Verein, dann ist sie viel leichter bewältigbar.Wenn ein Betrieb gut läuft so erleichtert das natürlich auch die Arbeit für Verein.  Die Zeit dafür muss man sich aber auf jeden Fall privat und betrieblich abzwicken.

Eine letzte private Frage: Abgesehen von Steinfeder, Federspiel und Smaragd, was trinkt Emmerich Knoll?

Knoll: Von allem etwas, weiß, rot, süß. Rot zum Vergnügen, gerne Burgunder. Weiss auch, und um zu sehen wo geht die Reise hin, wie weit weg ist man von anderen Strömungen. Sehr gerne deutsche Rieslinge. Und ein bisschen Schaumwein zum Starten ist immer gut.

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